Eröffnung der Foto-Ausstellung “Dead Calm” durch Foto-Vortrag von Erik Marquardt
Am Donnerstag, den 14.03. wurde die uns von Sea Watch
ausgeliehene Foto-Galerie im Haus der Jugend eröffnet. Zu Beginn um 20.00 Uhr
gab es eine musikalische Darbietung von Rosa Stecher, die einige Songs ihrer
Band “Sorelle” solo zum Besten gab. Dann hielt Markus Klein, der 2. Vorsitzende
des Vereins AgR Südpfalz, eine feierliche Eröffnungsrede zum Thema “Seebrücke”,
dem Thema der Ausstellung. Im Anschluss daran übergab Elena Redslob,
Vorsitzende der Hochschulgruppe “ViVa Festival Contre Le Racisme”, die Spenden
des letztjährigen Festivals an Jan Koch,Vertreter für Café Asyl, und
stellvertretend für Sea Watch an Erik Marquardt. Dieser hielt daraufhin seinen
mehr als eindrücklichen Foto-Vortrag über die verschiedenen Fluchtrouten nach
Europa. Er ging dabei auch auf Afghanistan als angeblich sicheres Land ein, in
dem aber jegliche Mitarbeiter der Botschaften mit Transport-Helis vom Flughafen
aus in die Botschaften geflogen werden. Dies ist übrigens eine Anordnung des
Auswärtigen Amts, weil die Straßen zu gefährlich wären. Selbiges Amt behauptet
jedoch, das Land sei sicher genug, um Menschen dorthin abzuschieben!
Erik machte ebenso aufmerksam auf die Balkan-Route, über die die meisten Menschen
nach Europa kamen und dass die überhastet hocheskalierten Debatten über
Grenzschließungen erst zu den großen Massen an Geflüchteten geführt haben, weil
Panik aufkam, dass man es nicht mehr rüber schafft.
Zuletzt ging er auf die Flucht über das Meer ein, mit besonders erschreckenden
Details. Zum Beispiel nehmen Frauen eine Spritze, die 3 Monate eine
Schwangerschaft verhindern, bevor sie in Lybien ankommen, weil sie schon im
Voraus wissen, dass sie dort vergewaltigt werden. Die lybische Küstenwache ist
eine von den europäischen Staaten finanzierte Miliz, die das macht, was Europa
selbst aufgrund geltender Konventionen nicht möglich ist: Menschen in das
menschenrechtsunwürdige Lybien zurückbringen, aus dem sie mit viel Geld zu
fliehen versuchten, weg von sexueller Gewalt und Folter bis hin zum Tod.
Ebenso hat Erik beleuchtet, wie viele Steine den Seenotrettern in den Weg
gelegt werden. Erst wird die Flagge der Schiffe als ungültig erklärt (nachdem
seitens Europa auf das entsprechende Land genügend Druck ausgeübt wurde), dann
werden Mängel festgestellt, die angeblich das Leben der Geretteten in Gefahr
brächte. Es sei besser, sie direkt und todsicher ertrinken zu lassen als sie zu
retten und dabei eventuell unterzugehen, ein Risiko, dessen die Crew-Mitglieder
einer Seenotrettungsmission sich völlig bewusst sind. Diese und dergleichen
mehr Schildbürger-Argumente finden sich zuhauf, wenn man in der Seenotrettung
tätig ist.
Es ist jedoch nicht alles düster und hoffnungslos.Erik hatte auch Bilder von
fröhlichen Menschen gezeigt, die allen Widrigkeiten zum Trotz noch Lebensfreude
haben und das Beste aus den ihnen gegebenen Karten machen.
Das Gesamtfazit des Abends ist, dass es wichtig ist, sich zu engagieren und
diesen Menschen zu helfen, man sich jedoch unbedingt ungeachtet all des Leids
noch Hoffnung bewahren muss, denn sie ist eine sehr entscheidende Triebfeder in
der Seenotrettung.